Gebrochene Dämme, ein toter Feuerwehrmann und Menschen, die aus überfluteten Wohnhäusern gerettet werden: Heftiger Dauerregen hat am Wochenende für Überschwemmungen vor allem in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs gesorgt. Zehntausende Einsatzkräfte sind seit Freitagabend im Dauereinsatz, pumpten Keller leer und sicherten Straßen und Deiche mit Sandsäcken. Mehrere Landkreise riefen den Katastrophenalarm aus.
Die Hochwasserlage in Bayern
Rund 40.000 Einsatzkräfte sind allein in Bayern unterwegs. Ein 42-jähriger Feuerwehrmann kam ums Leben, als er mit anderen eine Familie aus ihrem umspülten Haus retten wollte. Ein weiterer Feuerwehrmann wurde am Sonntag vermisst, der 22-Jährige verschwand nach der Kenterung eines Boots. Im oberbayerischen Landkreis Freising wird bei Stromarbeiten ein 27 Jahre alter Beschäftigter eines Energieunternehmens lebensgefährlich verletzt.
In mehr als zehn Landkreisen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Zahlreiche Bäche und Flüsse in Bayern traten über die Ufer. So fielen in Bad Wörishofen westlich von München laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden. Der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem unberechenbaren Hochwasser, »das wir so auch noch nie verzeichnen mussten«. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) besuchten betroffene Gebiete.
Vizekanzler Robert Habeck macht sich gemeinsam mit Ministerpräsident Markus Söder ein Bild von der Lage in den #Hochwasser|gebieten in Süddeutschland. pic.twitter.com/5LP4zkDuJV
— Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (@BMWK) June 2, 2024
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Laut Landesinnenministerium sind bislang 3000 Menschen von Evakuierungen betroffen. Menschen wurden auch mit Booten und Hubschrauber aus ihren Häusern geholt. Auch auf den Straßen war Geduld gefragt: Am Sonntag wurde etwa die A9 bei Ingolstadt in Oberbayern nach einem Dammbruch gesperrt.
Wegen der Hochwasserlage fällt an mindestens 40 Schulen in acht Landkreisen in Bayern in der neuen Woche der Präsenzunterricht aus. Das teilte das Kultusministerium am Sonntagnachmittag mit.
Am Abend teilte das bayerische Innenministerium mit, dass Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag in Bayern selbst ein Bild von der Lage in den Hochwassergebieten machen will. Demnach kommt der SPD-Politiker am Vormittag zusammen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) ins oberbayerische Reichertshofen. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser und die Präsidentin des Technischen Hilfswerks, Sabine Lackner, werden zu dem Termin erwartet.
Überflutungen in Bayern: »Da sind Wassermengen gekommen, das hat man noch nie gesehen«
Bilderstrecke: So kämpft Süddeutschland gegen das Hochwasser
Dazu ist der Fernverkehr im Süden Deutschlands nach Angaben der Deutschen Bahn aufgrund von Schäden durch Unwetter stark beeinträchtigt. Fahrgäste müssen sich auch zu Beginn der kommenden Woche auf Einschränkungen einstellen. Die Bahn hat daher ihre Kulanzregelung auf Montag ausgedehnt: Wer bis einschließlich Sonntag eine Fahrkarte für den Zeitraum von Sonntag bis diesen Montag gekauft hat und seine Fahrt wegen der Unwetterschäden verschieben möchte, kann später reisen. Die Zugbindung sei für diese Fahrkarten aufgehoben, teilte das Unternehmen mit.
DER SPIEGEL
In mehreren Landkreisen fiel am Wochenende der Strom aus. »Die Stromausfälle konzentrieren sich entlang der Flüsse und sind aus Netzsicht beherrschbar«, teilte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mit. »So weit das möglich ist, versuchen die zuständigen Verteilnetzbetreiber die Stromversorgung durch Umschaltungen auf andere Leitungen zu gewährleisten. Mit flächendeckenden Stromausfällen rechnen wir derzeit nicht.« Vielerorts wurde der Strom auch vorsorglich abgeschaltet. Viele konnten deshalb nicht mehr kommunizieren.
Lage in Baden-Württemberg
Auch Bilder von Überschwemmungen aus Baden-Württemberg zeigen das Ausmaß des Dauerregens. Bei Schwäbisch Gmünd unweit von Stuttgart stranden Passagiere am Samstagabend in einem Kindergarten, nachdem zwei Waggons ihres ICE durch einen Erdrutsch entgleist waren. Die Fahrgäste kommen laut Deutscher Bahn mit einem Schrecken davon, verletzt wird demnach niemand. Die Strecke ist über Stunden gesperrt.
Auch in Thüringen haben Unwetter und Hochwasser Feuerwehrleute und andere Helfer mancherorts am Wochenende gefordert. Meldungen zu Schwerverletzten oder gar Toten im Kontext der Überschwemmungen und Gewitter lagen der Landeseinsatzzentrale der Polizei zumindest bis zum frühen Sonntagabend nicht vor.
Weiterhin Unwetter-Warnung für Süddeutschland
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt unterdessen vor weiterem Starkregen. Am frühen Sonntagabend seien insbesondere im Raum Stuttgart extreme Regenmengen möglich, sagten die Meteorologen in Offenbach. Auch an den Alpen könne es kräftige Gewitter mit Starkregen geben, außerdem von Sachsen bis ins südliche Brandenburg und nach Berlin hinein.
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In der Nacht könnten der Schwarzwald, die Schwäbische Alb und das Alpenvorland bis zum Bayerischen Wald von teils kräftigen Gewittern, gebietsweise auch von mehrstündigem Starkregen betroffen sein.
Für den Montagvormittag sagen die Meteorologen im Alpenvorland südlich der Donau schon am Vormittag Schauer voraus, ab dem Mittag verstärkt Gewitter, dann auch im Bayerischen Wald. Dabei besteht erneut die Gefahr von Starkregen, örtlich von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde.
(Lesen Sie hier alle aktuellen Entwicklungen nach.)
